Aufbruch Richtung Süden
Die Woche, die wir an Bord verbracht haben verging rasch. Wieder bedarf es einiger Anläufe um die bürokratischen Hürden zu überwinden, das Schiff im Internet anzubieten, den Verkauf all jener Dinge, die nicht mehr mit nach Österreich kommen werden ins Netz zu stellen und unsere Visaanträge online abzuschicken. Robert kümmert sich um den Verkauf und ärgert sich über die mühsame Kommunikation mit potentiellen Käufern. Manchmal geht es rasch und unkompliziert, meistens kommt die Standardfrage - is this available? Yes, dann mehr oder weniger intelligente Fragen zum Objekt, dann der Versuch den Preis zu drücken und wenn das Geschäft passt, Termin vereinbaren zum Abholen.
Sonntag brechen wir auf und natürlich kommen danach noch einige Anfragen, leider zu spät.
Unser erster Stop ist Golf Harbour, dort treffen wir Sandra und Peter von der SY Mazu und verbringen einen netten Abend beim Inder. Peter wird bald Richtung Hawai aufbrechen, ein langer, harter Trip, hoffentlich geht alles gut. In Golf Harbour kann man auf einem großen Parkplatz direkt am Meer mit Blick auf die Skyline von Auckland stehen, ein netter Platz. Montag in der Früh immer noch starker Wind, aber sonnig und damit schon deutlich wärmer. Wir wandern eine Runde im Shakespeare Regionalpark mit schönen Stränden und Blick auf die Stadt und die vorgelagerten Inseln. Nachmittags machen wir einen kurzen Stop bei Barbara, brechen aber noch vor vier Uhr auf damit wir vor der Rush Hour durch die Stadt kommen.
Auf dem Weg nach Hamilton finden wir unseren nächsten Freedom Camping Platz, langsam bekommen wir ein Gefühl dafür wo wir gut stehen können. In Te Kauwhata haben sie einen Parkplatz beim Rugby Stadion für Camper ausgewiesen. Es gibt Toiletten und eine Küchenabwasch, alles sauber, was will man mehr.
Unser Plan ist so jeden Tag 100 bis 150 Kilometer weiter zu kommen und dabei einige sehenswerte Orte zu besuchen. Hamilton zum Beispiel, dort halten wir uns lange in den Hamilton Gardens auf, ein wunderschöner Ort, für mich als Liebhaber der Pflanzen ganz besonders. Die Anlage ist sternförmig angelegt und die einzelnen Sektoren in unterschiedlichen Gartenstilen gestaltet. Mediterran, chinesisch, modern, indisch usw.
nicht nur die unterschiedlichen Pflanzen, sondern auch Gartenmöbel, Brücken, Pagoden, Pavillons, Wasserspiele, alles wirklich nett gestaltet. Hamilton hat viele Parkanlagen und rund um den Waikato River, der sich durch die Stadt schlängelt ist auch alles grün mit Radwegen durchzogen. Die Stadt gefällt uns, da werden wir am Rückweg sicher noch mal Halt machen. Diesmal wollen wir noch raus aus der Stadt und einen uns empfohlenen Platz am Fluss nehmen. Mitten in der Stadt ist es lauter und unruhiger zum Schlafen und Kochen, eventuell auch vor dem Auto, ist auch nicht gut möglich.
Südlich von Hamilton biegen wir auf den Little Waipa Reserve Campground ab. Eine kurze Schotterstraße führt auf eine Wiese mit einigen großen Bäumen. Ein ruhiger Platz am Fluss, einige Camper stehen schon da und zwei Zelte sind auch aufgestellt. Die Toilettanlage ist einfach aber sauber inklusive warme Duschen. Interessant ist, dass sie fast nie Mülleimer aufgestellt haben, bitte nehmen sie ihren Mist wieder mit und es scheint zu funktionieren. Nur hin und wieder liegt wo eine leere Plastikflasche oder ein Papier und weil die Toiletten wirklich fast überall topp sind liegt nicht hinter jedem Busch ein Haufen. Wir haben nicht all zu viel Mist, aber den müssen wir auch regelmäßig los werden. In allen größeren Orten gibt es die Recycling Container für Glas, Plastik und Dosen, der Restmüll muss dann in die kleinen Kübel am Rand der Straße passen. Wir stehen nahe der Mündung eines kleinen Nebenflusses, wegen eines Staudammes nicht weit flussabwärts könnte man meinen an einem See zu stehen. Schwäne, Enten und alle möglichen Vögel genießen die Gegend, wir auch. Zum ersten Mal stellen wir Tisch und Campingstühle hinaus und spannen unser Vordach auf. Nachmittags sitzen wir in der Sonne, es ist angenehm warm, zum Start schönes Wetter, wie fein. Mein Nachmittags- oder Abendprogramm ist ohnehin fixiert, lesen, was in der Umgebung und überhaupt auf unserer Route zu sehen, zu erwandern oder mit Rädern zu erkunden ist und wo man wieder gratis übernachten kann. An diesem Campground gibt es sogar öffentliche Gasgriller, Robert findet das Feuer zu lasch, er nimmt lieber unser Gas und eine Pfanne für perfekte Steaks.
Der nächste Tag ist fix geplant, denn von hier ist es nicht mehr allzu weit zu den Waikite thermal pools. Auf die freuen wir uns schon, ein Tag im warmen Thermalwasser mit Blick in die Landschaft und wenn man mal raus muss aus dem Pool kann man es sich gleich im eigenen Camper bequem machen. Mit Übernachtung am angeschlossenen Campingplatz kostet es 28 NZD pro Person, ein fairer Preis. Wir sitzen noch nicht lange im warmen Wasser und beobachten wie neue Badegäste kommen, wir haben Glück, es sind nur wenige, da kommen uns Stimmen bekannt vor. Man glaubt es kaum, unsere Airbnb Familie aus Neukalidonien entert das Bad und auch sie sind erstaunt uns hier wieder zu treffen. Später unterhalten wir uns mit einem Steirer, der ausgewandert ist und hier in der Gegend Eis ausliefert, mit einem neuseeländischen Paar deren Sohn nahe Linz lebt und arbeitet und einigen anderen Badegästen. Es ist interessant und kurzweilig, wahrscheinlich haben wir es etwas übertrieben und sind zu lange im 39 Grad warmen Wasser gesessen. In der Nacht ist uns erstmals richtig kalt und wir sind müde wie nach einer ausgiebigen Bergtour. Wir sind hier inmitten des aktiven Vulkangebietes, die Therme wird vom vorbei fliesenden Fluss gespeist, der hat an der Quelle knappe 100 Grad, aus dem vorbei fließenden 60 Grad warmen Wasser steigt weißer Dampf auf. Hier ist das Problem das Wasser ausreichend zu kühlen oder mit kaltem zu mischen, Schilder warnen vor dem Fluss und den Becken, die noch zu heiß zum Baden sind. Das Besondere Vergnügen hier ist, dass man in der Früh ab 7:15 das Bad nutzen kann, der Betrieb öffnet erst um 10 Uhr. Wir haben die Becken fast für uns alleine und genießen den Morgen mit Café und Tee im Pool.
Dann geht es weiter, nächster Stopp ist der Aratiatia Staudamm mit der darunter liegenden Schlucht. Das Besondere hier ist, dass die alle zwei Stunden Wasser ablassen und damit die Felsen mit weiß schäumendem Wasser überspült werden. Schilder warnen davor unterhalb des Staudammes zu baden, manchmal wird auch zwischen den angegebenen Zeiten geflutet. Es ist windig und regnerisch, wir wollen nicht auf die nächste Stunde warten und fahren gleich weiter zu den Huka Falls. Ein kurzer Wanderweg führt zu den Aussichtspunkten und über eine Brücke von der aus man die Wassermassen gut bewundern kann. Hier drängt sich das Wasser durch eine schmale Felsschlucht, brodelnd wild, weißer Sprühnebel erfüllt die Luft. Rund um den Fluss gibt es ausgewiesene Radtouren und Mountenbike Strecken, da könnte man sich einige Zeit vergnügen. Leider ziehen dunkle Wolken auf, wir nehmen noch die kurze Strecke zu den Campgrounds und fahren von dort aus mit den Rädern nach Taupo. Es ist kalt und ungemütlich, der See und alles rund herum grau in grau, nichts für Werbefotos. Taupo selbst ist ein recht großer Ort, erinnert ein bisschen an Whangarei, ein großes Gebiet mit Industrie und Geschäften aller Art, wenig touristische Infrastruktur am Wasser und so weit man blickt keine Wohnbauten. Rund um dieses Zentrum stehen Einfamilienhäuser, die meisten sehr nobel. Nett ist der Spa Thermal Park, ein großes Areal, gepflegtes Grün mit Spielplätzen und einem Strand wo ein warmer Fluss in den kalten mündet. Die sich bildenden Pools haben angenehm warmes Wasser, natürliche Thermalbecken laden zum Baden ein.
Freitag ist ein Regentag, die Sonne kommt nur selten durch, wir machen Strecke und fahren um den See herum und dann gegen Westen. Taumarunui ist der letzte größere Ort bevor man in den „forgotten world highway“ abbiegt. Nach 14 km erreichen wir unseren Freecamping ground am Eingang der Te Maire Tracks, in unseren Camperapps als solcher beschrieben. Parkplatz ist hier etwas hoch gegriffen, maximal drei Autos können hier zwischen den Bäumen stehen. Der Picknicktisch ist mit Moos überwachsen, die Toilette ein wirklich uriges Plumpsklo. Der Wald und der Track sind ebenfalls richtig Urwald, überall Moos, Flechten, Farne, Wasser tropft von den Bäumen und der Boden ist eine Studie der Kompostierung. Sagenhaft ruhig, nur selten unterhalten sich Vögel, eine mystische Stimmung. Samstag geht es weiter in dieser einsamen Gegend, übrigens ohne Wifi -Empfang.
Der Samstag begrüßt uns mit Sonnenschein, ein Traumtag um die Panoramastrecke den Whanganui River entlang und über vier Pässe nach Stratfort zu fahren. Die Straße ist schön angelegt, zeitweise fährt man an der alten Bahnstrecke entlang, dann wieder über einen Pass mit herrlichen Ausblicken. Es überwiegen grüne Hügel mit vereinzelten Wald Inseln, Schafe und Kühe teilen sich die Wiesen, Häuser sieht man nur vereinzelt. Einmal sieht man Richtung Osten das Tongarino Gebirge und gegen Westen den Mt. Taranaki, beide ragen mit ihrer Schneehaube imposant aus der Landschaft. Ein besonderer Ort liegt auch in diesem Tal, Whangamomona. Hier wurde vor ca 30 Jahren eine Republik ausgerufen, mit eigenem Stempel für den Pass und auch sonst allerhand originellem Staatsgetue. Früher war der Ort ein lebendiges Zentrum, weil hier ein wichtiger Transportweg für Holz vorbei ging. Auf Schautafeln erfährt man wie mühsam früher alles mit Ochsen und Pferden transportiert wurde, der Straßen- und Bahnbau war dann auch noch viel harte Arbeit. Zweimal die Woche kam ein Händler aus Stratford mit Ware, es gab einen Bäcker, einen Fleischer und eine Post. Das Gasthaus und Hotel hat heute noch geöffnet, die Durchreisenden sind heute Touristen.
Stratford ist ein recht schöner Ort und was für uns auch immer wichtig ist, es gibt Freedom Campplätze. In den Städten sind es meistens Parkplätze in der Nähe von Parkanlagen oder Sportstätten, nicht immer sehr eben, was ohne Ausgleichskeilen schlecht für die Nachtruhe wäre. Außerdem befürchten wir, dass es samstags vielleicht etwas länger lauter zu geht. Es ist noch ausreichend Zeit und wir beschließen noch bis Egmont Nord weiter zu fahren. Eine gute Entscheidung, denn auf dem Parkplatz stehen schon einige Camper in perfekter Umgebung. Ein modernes Visitorcentrum mit guten Toilettanlagen ist der Ausgangspunkt vieler Wanderungen um und auf den Mount Taranaki. Wir schauen von unserem Auto direkt auf den verschneiten Berggipfel, der Berg leuchtet in den blauen Himmel, erinnert mich an den Ötscher, mein Hausberg in Scheibbs. Die Sonne geht hinter dem Berg unter, zu rasch um ihn in rotes Licht zu tauchen und auch die Morgensonne schafft kein weiteres Farbenspiel. Trotzdem die Nacht mit tollem Sternenhimmel, das Panorama, Vogelgezwitscher, vorbei hoppelnde Hasen, einfach ein Traum. Sonntag gehen wir dann eine der vorgeschlagenen Tracks und weil wir gut drauf sind auch noch ein Stück zusätzlich Richtung Gipfel. Der Aufstieg würde 4 Stunden dauern, 1500 Höhenmeter und oben ein gatschiger Schnee. Das ist uns eindeutig zu viel und wir haben dafür auch nicht die richtige Ausrüstung. Unsere Runde ist dann schlussendlich etwas über vier Stunden, wobei wir bergab einen sehr herausfordernden Weg über Wurzeln und hohe Stufen nehmen. Den Muskelkater spüren wir Tage danach auch noch.
Montagvormittag verabschieden wir uns vom Berg, zwei tolle Nächte und Traumtage, das Wetter schlägt jetzt ohnehin um und Wolken verdecken den Gipfel. Später verschwindet der Berg fast vollständig in den Wolken, da wir noch weitere zwei Tage in New Plymouth, bzw Oakura bei Conny und Marco bleiben, können wir die Veränderung deutlich beobachten. New Plymouth kennen wir schon von 2020 als wir mit dem Bus hier waren und in einer schönen Villa Airbnb gewohnt haben. Damals sind wir alles zu Fuß gegangen, heute radeln wir den langen Track am Meer entlang, trotz Wind wunderschön. Der Strandspaziergang auf schwarzem Sand mit Blick auf die Brandung, mit Sonnenuntergang lasst uns dankbar sein so eine tolle Reise erleben zu dürfen.
Die Abende werden lang, wir unterhalten uns gut mit Conny und Marco, erfahren viel vom Leben in Neuseeland und bekommen gute Tipps für unsere Reise auf der Südinsel.
Die Familie hat sich hier eingemietet weil die Söhne hier die Green School besuchen. Bevor wir wieder weiter ziehen können wir die Schule noch besuchen, wir sind begeistert. Ein riesen Areal mit Hühnern, vielen Pflanzen und eigener Gärtnerei, modernen Bauten aus Holz die sich schön in die Landschaft einfügen. Die Klassenzimmer sind eher wie Seminarräume gestaltet, immer auch mit Couch und Ruhebereich, gelernt wird in kleinen Gruppen in Projekten. Hier wird nicht primär Wissen vermittelt sondern selbstbestimmtes Arbeiten und lernen gefördert. Schon die ganz Kleinen sind sehr aktiv unterwegs und man sieht Ihnen an, dass sie Freude haben. Ein besonderes Schulprojekt, schade, dass es sowas in Österreich nicht gibt.
Wir verabschieden uns von Conny und fahren weiter zu den Pukeiti Gardens. Rhododendren und Azaleen sind hier die Spezialität und vieles blüht gerade, ein Paradies für Pflanzenfans und alle die sich an bunten Blüten nicht satt sehen können. Auch hier könnte man Tage verbringen und auch frei Campen, wir fahren aber noch ein gutes Stück weiter bis Whanganui.
Donnerstag ist es wieder einmal bewölkt und am Nachmittag regnet es ein wenig. Trotzdem sind wir mit den Rädern in der Stadt und fahren mit dem Stadtplan alle sehenswerten Orte ab. Whanganui war seinerzeit die fünft größte Stadt Neuseelands, sowohl die Maori als auch später die neuen Siedler haben hier einen festen Handelsplatz gehabt. Der Whanganui River ist der längste schiffbare Fluss Neuseelands und hat schon immer als Transportweg gedient. Ein Raddampfer liegt am Fluss vor Anker, sieht so aus als ob er noch für Ausflugsfahrten einsatzbereit ist. Gleich dahinter ist ein kleines Tramwaymuseum mit den letzten hier fahrenden Straßenbahnen. Leider wurde der Betrieb in den 50 er Jahren eingestellt, wäre sicher was Besonderes wenn heute noch alte Straßenbahnen fahren würden. Eine historische Attraktion ist noch in Betrieb. Ein Aufzug auf den Berg an dem auch ein militärischer Aussichtsturm steht. Zuerst geht man durch einen langen Tunnel, dann ruft man den Aufzug und ein junger Bursche springt aus der historischen Kabine. Gediegenes Holz mit Bildern und Spiegel an der Wand bringen einem nach oben. Kurz nach dem uns versichert wurde, dass der Aufzug noch gut funktioniert rumpelt es ordentlich, gehört wahrscheinlich zum Programm dazu. Um einen Dollar fahren wir mit den Rädern nach oben, ich besteige den Turm, schöner Überblick über die Stadt und anschließend rollen wir den Berg hinunter zurück in die Stadt. Bisher ist das der einzige Ort an dem noch viele historische Häuser, schön renoviert beisammen stehen, eine schöne Hauptstraße und gleich anschließend die Parks mit Oper und Museen. Wir besuchen das Regionalmuseum mit einer schönen Ausstellung alter Boote und Gegenstände der Maori, sowie unterschiedlicher Tiere, auch Moas, welche hier ursprünglich gelebt haben stehen als Skelette da. Eindrucksvoll groß, sehr ähnlich wie Straußenvögel heute. Ihr Fleisch war sehr begehrt, wahrscheinlich sind sie deswegen ausgerottet worden.
Ein Museumsbesuch ist das richtige für dieses Wetter, anschließend radeln wir zurück zu unserem Parkplatz, direkt neben der Schwimmhalle und einem Stadion. In Whanganui gibt es einige Plätze an denen man frei stehen darf, dieser schien uns am sichersten, es stehen gut ein Dutzend Camper da und eine Schule ist auch gleich in der Nähe.
Freitag starten wir früh Richtung Wellington, noch gut 200 km, die wollen wir heute schaffen. Die Gegend ist weitgehend landwirtschaftlich genutzt, die Straße gut ausgebaut, ein Stück sogar Autobahn. Ich sehe Bilder von Erdbeerfeldern, wenn ich mich nicht irre sind die Ende des Jahres oder spätestens im Jänner reif, da erwische ich vielleicht noch welche am Rückweg.
Ein paar Stopps am Weg, könnte überall in Neuseeland sein, nichts, was besonders hervor sticht, vielleicht die vielen Mares, die es hier gibt, alte Maorische Versammlungshäuser.
Wellington ist rasch erreicht, natürlich Freitagnachmittag, bei viel Verkehr. Ich fahre durch die Stadt und konzentriere mich nicht falsch abzubiegen, denn dann wieder auf die richtige Straße zu finden ist nicht so einfach. Unser Platz ist Evasbay, ein freier Camp Platz für gut 30 Fahrzeuge, 20 stehen schon da und abends füllt sich der Platz gänzlich. Kein Wunder ist er in allen Apps als bester Platz vor der Fähre auf die Südinsel beschrieben. Nachdem einige Fähren täglich an- und abfahren staut es sich hier ein wenig, noch ist aber genug Platz. Für uns ein guter Platz, direkt bei der kleinen Marina, nicht weit zum nächsten Supermarkt und auch in die Stadt können wir es morgen zu Fuß schaffen, wenn es das Wetter zu lässt. Schon am Abend legt der angesagte Wind deutlich zu, die Böen bis 40 Knoten wackeln das Auto ordentlich obwohl wir zwischen anderen Campern geparkt sind. Kurze heftige Regenschauer prasseln auf uns ein, ob es hier jemals schönes Wetter hat? Bei unserm letzten Besuch war es auch so mies, wir haben einen ganzen Regentag im Museum verbracht. Leider ist das ganze Wochenende heftiger Wind angesagt, meine Sorge ist, dass sie die Fähre wegen zu viel Wind absagen, egal, wir sind mal in der Nähe und können jederzeit starten wenn wir überstellen können. Wir freuen uns schon auf die Südinsel, langsam hab ich einige Orte beisammen die wir unbedingt ansteuern sollten.
Die Nacht ist etwas unruhig, wir träumen schlecht, Wind und Regen wechseln sich ab, beides erlebt man sehr intensiv, trennen uns doch nur ein paar Millimeter Blech von der Außenwelt. In der Früh kommen dann noch Flugzeuggeräusche von den tief fliegenden Maschinen des nahen Flughafens und ratternde Dieselmotoren von den startenden Campern dazu. Über Nacht hat sich der Platz gefüllt, bis Mittag ist er fast wieder leer. Das alles beobachten wir durch unsere angelaufenen Fensterscheiben innen und dicken Regentropfen außen. Heute fahren die Fähren, dann wird es morgen hoffentlich auch kein Problem sein. Unsere Pläne in die Stadt zu gehen schwinden langsam dahin, kurze Phasen mit etwas weniger Regen nutzen wir um über den Parkplatz bis zur Toilette zu kommen ohne durchnässt zu werden. Bei diesem Wetter jagt man nicht mal einen Hund vor die Türe, alles ist grau und nass und der Wind lässt den Regen fast waagrecht daher kommen. Da bewährt sich wieder mal unser Camper, wir liegen im Trockenen, frühstücken gut und verbringen den Tag mit lesen. Am Nachmittag dann ein kurzer Lichtblick den wir für eine Runde in der Nähe nutzen, der Wind treibt uns förmlich rasch wieder in unser geschütztes Zuhause. Wir versuchen früh zu schlafen, um vier Uhr geht's los.
Die Nacht war bisher die scheußlichste, der Wind machte beängstigende Geräusche, der Regen prasselte ohne Pause und wir sehen uns schon bei strömendem Regen die Fahrräder ins Auto stauen. Zum Glück war es um vier Uhr ein wenig besser, die Räder rasch verstaut und wir am Weg zur Fähre. Dann ging alles schnell, einchecken und in Reihe 5 warten bis wir auf die Fähre fahren dürfen. So zeitig sind noch kaum Camper unterwegs, nur vier LKWs, einige Autos und gefühlte 100 Kinder, ein Schulausflug. Das Beladen geht so rasch, dass wir sogar um fünf Minuten zu früh ablegen, der Tag beginnt grau, wird aber rasch sonnig und die Einfahrt in die Marlborough Sounds ist sensationell. Da es Nordwind hatte, baute sich kaum Welle auf und somit war die Überfahrt ohne Geschaukel. Trotz Wind der einem die Kamera fast aus der Hand reißt stehe ich oft am Bug und fotografiere und filme, die kleinen Ortschaften in der fast unberührten üppigen Natur, kein Wunder, dass hier ein Traumziel aller Neuseelandreisenden ist.
Wir verlassen die Fähre mit dem guten Gefühl endlich unsere Reise auf der Südinsel antreten zu können.