Abschied von Neuseeland
Die Zeit läuft oder man hat einfach das Gefühl, wenn ein Flugtag in knappen zwei Wochen angepeilt wird. Die letzten Tage an unseren Pollern, wir wurden netterweise nochmal um drei Tage verlängert und mussten uns nicht umstellen oder gar zwei Tage ankern, vergingen einfach so. Am ersten Abend hatten wir zwei junge Österreicher zu Gast die wir am letzten Campingground kennen gelernt haben. Sie wollten unser Schiff sehen und wir waren neugierig auf ihre Schilderungen von Australien und der Südinsel. Sie sind fast am Ende einer langen Camperreise ebenfalls mit freecamping oder billig, denn die Miete und der Sprit für die Autos ist schon teuer genug. Ihre Schilderungen und Fotos waren echt faszinierend, jetzt kommt Australien auch auf die Liste, liegt ja gar nicht so blöd von den westlichen Pazifikinseln aus. Der Abend wurde lang, die Nacht kurz und der nächste Tag schaumgebremst. Wir beginnen mal zu putzen und räumen, am Anfang weiß man gar nicht wo man beginnen soll, irgendwie kommt einem alles zu früh vor, denn da muss man vorher noch,... da wird es bestimmt wieder schmutzig,... Dann doch ein Ruck zu einer schon lange überfälligen Reparatur, der Tankgeber wird eingebaut, bedeutet alles aus der Bugkabine rausräumen um an die Öffnung zum Dieseltank zu kommen, der Einbau funktioniert dann recht problemlos, das mitgebrachte Teil von irgend einem Auto passt sogar von der Hebellänge, fast, denn den Zentimeter den wir verlängern müssten merkt man an der Tankanzeige gar nicht, sie zeigt voll nachdem all unsere Reservekanister eingefüllt sind. Der Dieselgeruch, vor dem wir Schiss hatten, hält sich in Grenzen und ich kann rasch vor dem Abend unser Bett wieder aufbauen. Den Abend verabschieden wir uns von Inge und Thomas, sie haben das Auto quasi fliegend übernommen, gepackt und starten jetzt zu ihrer langen Inselrunde. Wir bedanken uns nochmal herzlich mit einem Grillabend und hoffen uns irgendwo wieder zu treffen, sie starten schon heuer nach Fiji und haben ihre weitere Route noch nicht abgesteckt. Tag Nummer drei wieder kleine Arbeiten, eine Runde durch den Ort und abends Abschied auf Rebell. Auch Bernd startet zur Inselrunde, er hat schon letztes Jahr ein Auto gekauft und es etwas modifiziert, vor allem ein Solarpaneel und eine Servicebatterie eingebaut, sonst sieht es so ähnlich aus wie wir ihn geborgt hatten, alleine hat man da drin aber auch schon wieder deutlich mehr Platz. Das was bei dieser Größe an Autos etwas stört ist, dass man immer unter das Bett muss um an seine gestauten Dinge zu kommen und wenn man bei Regen die Türe aufmacht ist das Bett gleich nass. Kochen ist dann ohnehin vorbei, oder man kombiniert es gleich mit einer Dusche unter der Heckklappe. Wir hatten keinen Regen, nur einmal nachts und da blieb die Tür einfach zu.
Ein bisschen viel Abschied, all unsere Segelfreunde der letzten Jahre segeln uns davon, das drückt die Stimmung, ein Trost, dass man mit WhatsApp und Mail in Kontakt bleiben kann und die Hoffnung bleibt in zwei Jahren wieder in irgend einem Inselparadies gemeinsam zu feiern.
Dann kommt unser großer Tag, wir zahlen die Marina, bedanken uns noch mit einem Apfelstrudel (kleine Werbung für Österreich) und legen gegen Mittag von unseren Pollern ab. Wie erwartet geht leichter Wind der uns flussabwärts, aber auch Richtung Steuerbord drückt. Hinter uns hat noch ein Schiff eingeparkt, an dem müssen wir vorbei, neben uns steht in keinen 10 Meter Abstand auch einer und dahinter ist die rote Markierungstonne der Fahrstraße. Schräg dazwischen durch ist der Auftrag, wir hängen inzwischen nur noch an zwei der vier Leinen und drehen mit dem Heck in den anvisierten Kanal. Eine zeitlang beobachten wir die Schiffsbewegungen um den richtigen Moment der Drehung zu erwischen, Leinen los, Gas rückwärts und raus, auf der Fläche dreht das Boot, auch wegen der Strömung die hier nicht zu unterschätzen ist, rasch und wir treiben mit wenig Motorunterstützung auf die Brücke zu. Zuletzt müssen wir dann doch noch mal ganz schön Gas geben, die Brücke geht schneller auf und wir waren weiter weg als gedacht, gar nicht so leicht Distanzen zu schätzen. Bei der Werft wartet David und Kevin schon am Steg und deuten uns in welchem Winkel wir zufahren können, wir werfen die Leinen und schon hängen wir, Erleichterung. Bei Niedrigwasser sieht man wie eng der Kanal bei der Slipstelle ist, überall zeigen sich Schlammflächen, die dann auch wie Mangroven stinken. Es ist halb eins, Kevin vermisst unser Schiff um am Trailen die richtigen Auflagestellen anzubringen, dann heißt es warten, noch ist der Wasserstand zu hoch. Einiges später ziehen sie uns über den Slipwagen, den sie an einer langen Kette ins Wasser gelassen haben, weitere gute zwei Stunden warten bis wieder Ebbe ist und wir auf dem Wagen aufsitzen. Mit Gurten befestigt zieht uns ein Bagger raus, Unterwasserschiff reinigen und knapp vor sechs werden wir auf unseren Platz geschoben. Wir sitzen direkt an der Slipstelle und beobachten jetzt täglich wie die Schiffe raus und rein kommen. Alle mit Tiefgang sind wesentlich rascher heraußen, sie brauchen mehr Wasser unterm Kiel, unsereins wartet bis man fast trockenen Fußes aussteigen kann.
Zum Glück packt uns jetzt der Arbeitseifer, getrieben von der Angst nicht fertig zu werden, geht die ersten Tage recht viel weiter. Robert hat sich wieder eine kleine Werkstätte unterm Schiff eingerichtet, schraubt und schmiert, ich klettere hunderte Male auf und ab, vor und zurück am Schiff um alles abzumontieren, zu reinigen, zu verstauen, das Beiboot dient wieder mal als Waschtrog. Hier wird Umweltschutz groß geschrieben und auch tatsächlich umgesetzt, zumindest was die Entsorgung von Abwasser betrifft. Nichts darf in den Schotterboden oder in den Fluss geleitet werden, man muss in Kanistern sammeln und es dann zum Gulli bringen, Kanister und Schläuche stehen zu Verfügung. Unter der Abwasch steht ein 20 Liter Kanister, das Beiboot schöpfe ich jedes Mal aus und fülle weitere Kanister und über Nacht sammeln wir den Urin im Kübel um ihn in der Früh ebenfalls weg zu tragen oder mit den Wagerln über den Schotter zu ziehen. Welch beeindruckender Überblick über den Wasserverbrauch und die Menge der nächtlichen Ausscheidungen, wer hat das sonst noch?
Die Werft ist super, schöne, saubere Toilettanlagen, heißes und kaltes Wasser aus der Küche und ein Griller den wir jeden zweiten Tag benutzen. Ist genial, spart Gas und Dreck am Schiff, beides kommt uns sehr entgegen, inzwischen wissen wir, dass hier nur neuseeländische Gasflaschen gefüllt werden und die müssten wir uns erst mal kaufen, in unsere umfüllen oder einen hiesigen Regler dazukaufen. Heuer nicht mehr, zum Lagern sollen die Gasflaschen ohnehin leer sein.
Eine der anstehenden Arbeiten ist Kettenreinigung und Kontrolle, jedes Glied wird gebürstet und von allen Seiten begutachtet. Jeder noch so kleine Punkt wird mit einer Sonde bekratzt um festzustellen ob sich da ein Hohlraum in die Tiefe auftut- Lochfraß nennt sich das und ist gefährlich, die Kette reißt dann irgendwann ohne Vorwarnung und im schlimmsten Fall ist ein Riff hinterm Heck und unversehens sitzt man drauf. Tatsächlich findet sich ein angeknabbertes Glied welches geschweißt werden muss. Gut markiert wandert die Kette zurück in den Ankerkasten, auch diese Reparatur steht auf der Liste 2021.
Es ist heiß, was einerseits gut ist, weil alles rasch und gut trocknet, schlecht, weil uns der Schweiß in Bächen runter rinnt und uns um die Mittagszeit Arbeiten im Schatten ausgehen. Meist arbeiten wir dann lange in den Abend hinein, es wird spät dunkel und wenn die Sonne weg ist auch angenehm kühl. Donnerstag ist Feiertag, Waitangi Day, der Tag der Vertragsunterzeichnung zwischen den Maori und den Europäern die sich Neuseeland unter den Nagel gerissen haben. In Waitangi gibt es ein Festival bei dem Maori mit Gesang und Tanz auftreten und als besondere Attraktion die alten Kriegsschiffe gepaddelt und in einer Zermione geehrt werden. Ein toller Tag, interessanterweise halten sich die Kiwis eher im Hintergrund, ein paar Salutschüsse und 5 Militärflieger, ein bisschen Polizei, die sich aber mit tätowierten Maorischen Kollegen präsentiert. Sonst wird alles zuerst in Maori angesagt, dann für die Gäste in englisch, man hat das Gefühl dass es den Veranstaltern wichtig ist ihre Kultur und Anliegen zu präsentieren. Vor dem Areal gruppierte sich eine große Menge schwarz gekleideter Maori zum Protest, denn auch diese Stimme soll gehört und gesehen werden-Cook war ein Mörder und der Vertrag eine illegale Landnahme. Alles verläuft friedlich, irgendwie ist hier alles freundlicher und mehr auf Rücksichtnahme und Zusammenhalt ausgelegt als in Europa. Müde vom frühen Aufstehen, wir sind das echt nicht mehr gewöhnt, fallen wir abends rasch ins Bett, am Morgen ist der vorletzte Arbeitstag und doch noch einiges zu tun. Zum Glück hat Kalle von der SY Moana sich ein Auto gekauft und uns alle zum Fest mitgenommen, mit dem Bus ist das in einem Tag nicht zu schaffen, hin fährt er zu spät und zurück zu früh. Wir bedanken und verabschieden uns mit einem Grillabend , da haben wir ja schon Übung. Auch Thomas und Lisa von der SY Nesbuk kommen und es wird ein lustiger und langer Abend. Jetzt noch die letzten Sachen waschen, Küche putzen, der Kühlschrank muss leer und sauber sein und der Herd aus seiner schwingenden Halterung gehoben werden, nur so kommt man dahinter, drunter und auf den Seitenwänden dazu. Das Gas wird abgeschlossen, Schluss mit Kochen, eindeutiges Zeichen das Schiff zu verlassen. Sonntag wird es dann noch spannend, wir wollen alles, Fahrräder, Paddelboot und Dingi im inneren des Schiffes stauen, da ist alles vor den UV-Strahlen geschützt und der Wind kanns auch nicht holen. Die Sprayhood wird auch noch abgebaut und das Schiff teilweise mit Planen abgedeckt. Haben wir an alles gedacht? Was haben wir vergessen? Wenn man das Schiff so lange stehen lässt bleibt immer ein ungutes Gefühl und es ist schon wieder Abschied, ein wunderschönes Reisejahr ist abgeschlossen, der Pazifik mit all den schönen Inseln und Neuseeland. Wir freuen uns auf Österreich und es ist auch gut zu wissen, dass wir einen wichtigen Grund haben wieder zu kommen, Neuseeland noch weiter zu bereisen und dann die Leinen los zu werfen und wieder raus in den Pazifik zu segeln.
Die Heimreise beginnt mit der Übersiedlung ins Backpacker Whangarei, Kalle und Karin schaffen uns mit unseren 60kg Gepäck Sonntag dort hin, danke. Montag Früh haben wir dann nur ein paar hundert Meter zur Busstation, 6:30 gehts los zum Flughafen. Das Quartier ist besonders, den es ist das alte Gefängnis, man schläft in den renovierten Zellen, die Türen sind nicht mehr zu sperren, was bei dem Gewicht vielleicht eh kein Fehler ist. Der Lichtschalter ist am Gang, wurde früher ja zwangsweise abgeschaltet und ins WC gibt es einen Spion, heute dezent abgeklebt. Dafür gibt es eine gut ausgestattete und hübsche Küche, eine Hof mit Grill und freies Internet.
In der Früh schaffen wir alles Gepäck mit einem geborgten Einkaufswagen vom Pack and Save zur Busstation und hoffen, dass er uns trotz je zwei Gepäcksstücken mitnimmt. Busfahren in Neuseeland ist recht entspannt und wir kommen ohne Stau um 10 Uhr pünktlich am Flughafen an. Dann beginnt das lange Stundenzählen, zuerst warten aufs einchecken, auch da keine Beanstandung, Bording, Start. Abgesehen davon, dass jeweils 11 Stunden Flugzeit und sechs Stunden Aufenthalt in Bangkok lang sind, geht es ganz gut. Müde genug schlafen wir da und dort mal eine Stunde und nach einem wunderschönen Sonnenuntergang fliegen wir wegen der Zeitverschiebung durch eine Dauernacht mit Vollmond. Zuletzt mit einigen Turbulenzen und einer recht ruppigen Landung mit immerhin noch 75 kmh Gegenwind. Der Sturm von Montag ist noch nicht ganz durch gewesen.
Müde und zufrieden gehts in Wien in unsere Wohnung und jetzt mal ausrasten.