Richtung Tonga
Selten haben wir in der Nacht vor dem Aufbruch so gut geschlafen, mit dem Hellwerden stehe ich auf und bereite den Brotteig und einen Kuchen zum Backen vor. Das Teewasser kocht und Robert macht das Schiff zum Anker aufgehen klar. Während das Brot backt fahren wir durch die Lagune zum Pass, es ist fast windstill und bis zu drei Knoten Strom schiebt uns zügig gegen Süden. Wie anders der Pass bei Sonnenschein und ruhiger See aussieht, wunderschön glitzert das Meer, die Motus rechts und links der Einfahrt haben schöne Häuser und helle Sandstrände, alles war bei der Ankunft im Regen verborgen. Die Brandungswellen sind niedrig weißblau, der Pass fast glatt mit relativ wenigen Turbulenzen. Wir sind rasch im tiefen Wasser, legen Kurs West in gutem Abstand am Riff entlang und tuckern gemächlich unter Motor dahin. Mit den 4 Knoten Wind brauchen wir noch nicht segeln, frühstücken ist so auch angenehmer, das Meer ist fast glatt, der Himmel blau und die Sonne beginnt rasch an Kraft zuzunehmen, es wird ein heißer Tag. Das Motorengeräusch stört und wir wollen ja auch nicht unnötig Diesel verbrauchen also kommt der Gennaker zum Einsatz, zur Not müssen wir ein bisschen weiter nördlich fahren um gerade noch mit Halbwind unterwegs zu sein. Es ist sagenhaft ruhig, plätschert gerade so ein bisschen vor sich hin und wir schieben uns mit 3,5 Knoten über die Fläche, Maupiti wird langsam im Kielwasser kleiner und der Horizont beginnt sich rund um uns auszubreiten. Für heute und morgen ist ganz leichter Wind angesagt, den haben wir jetzt auch, gerade genug um segeln zu können und wir haben keine Welle, können das Schiff lüften und uns ungehindert bewegen, fast wie vor Anker. Der Schwell von Süd ist keinen Meter mehr hoch, sanft und langsam hebt und senkt er das Schiff und erzeugt so gerade mal ein leichtes Schlingern. So angenehm sind wir auch die meiste Zeit Richtung Rapa Nui gesegelt, man braucht für die Strecke etwas länger, es ist aber viel bequemer, man nennt es auch Cafesegeln, so könnte es bleiben. Obwohl die Tassen wahrscheinlich wirklich am Tisch stehen bleiben und auch der Inhalt nicht raus schwappen würde, nehmen wir unterwegs unsere Schnabelbecher mit Deckel. Dafür gibt es auch eine Halterung am Steuerstand, denn auch die fliegen gerne durch die Gegend, durch anschiebende Wellen beschleunigt.
Der Pazifik wird ja auch der Stille Ozean genannt, hier gibt es selten stabile Passatwinde, entweder es gibt starken Wind bei durchziehenden südlichen Fronten mit viel Squalls und Regen (hatten wir letzte Woche in Maupiti vor Anker) oder eben Flauten wenn die Front vorbei ist. Solange man mit dem Flautenwind segeln kann ist ja alles in Ordnung und wir ziehen diese Bedingungen eindeutig vor. Die erste Nacht liegt hinter uns, 100nm Etmal, Vollmond und ein Vogel haben uns begleitet und fast bis in die Früh gab es ausreichend Wind. Am Vormittag muss dann nochmal der Gennaker raus und ab Mittag legt der Wind deutlich zu, rasch mit dem Ballonsegel runter und wieder Groß und Genua gesetzt. Damit uns nicht fad wird - erstes Reff und nach einer Stunde wieder ausreffen. Unser Gast, ein schöner großer braun-weißer Vogel hat sich auf unserer Solaranlage nieder gelassen, sich die halbe Nacht das Gefieder geputzt und dann Kopf unter den Flügel geschlafen. Obwohl wir ihm beim Steuerstand zum Angreifen nahe waren ließ er sich nicht stören, blickte auch nett in die Kamera und ließ sich mit Sonnenaufgang im Hintergrund filmen. Dann noch einmal alle Schwanzfedern mit dem Schnabel ausgestrichen, ein paarmal gekrächzt und fast lautlos abgehoben. Rasch gesellt er sich zu ca. fünfzig anderen Vögeln die gerade rund um unser Schiff jagen. Die meisten sind kleine Schwarze, ein paar weiße Schwalben und dann die größeren, wie unser Freund. Immer wieder springen Fische auf der Flucht aus dem Wasser, man sieht aber keinen Vogel mit Beute davon fliegen, was bei der Ausdauer schon seltsam ist. Wir haben nebenbei einen Biss an der Angel, der leider beim Einholen abgeht, echt schade. Der Ruck mit dem er sich wieder losreißen konnte hat Robert Richtung Heck gerissen, es scheint ein größerer gewesen zu sein. Gegen Mittag segeln wir an Maupilea vorbei, mit sieben Meilen Abstand zu weit um es sehen zu können, vielleicht waren die Vögel deswegen so aktiv, weil sie Fischer in Inselnähe gewohnt sind und auf Abfälle warten.
In der Früh und am Abend hören wir das Polynesische Netz, welches leider seit einiger Zeit durch Rauschen und Knattern schlecht zu hören ist. Mittags macht Robert den Positionsreport auf Kurzwelle, wir holen einen Wetterbericht ein, lesen und beantworten Mails. SY Mr. X ist einige Stunden nach uns gestartet, Ian und Manuela bleiben mit uns in Kontakt. News von Ihnen, haben weniger Wind als wir und essen Bananenkuchen.
Der Rest des Tages vergeht mit lesen, schlafen und ein bisschen Hausarbeit, in der Nacht wechseln wir uns beim Wache gehen ab und so plätschert die Zeit dahin- ich mag das Leben am Wasser unterwegs, anfangs muss man sich ein bisschen gewöhnen, aber dann verliert man das Zeitgefühl und schaukelt in den Wellen.
Am Abend dann ein gewohntes Schauspiel, am Horizont bilden sich Wolkentürme die sich in große schwarze Wolken verwandeln und den typischen Regenfuß zum Wasser bilden. Rund um uns Squalls, einige ziehen vor uns vorbei, wir bleiben trocken und geben, sicherheitshalber das erste Reff für die Nacht rein.
Tatsächlich rauschen wir mit über sechs Knoten durch die mondhelle Nacht, wunderschön nur schon etwas kühl, man braucht Pullover und Hose.
In der Früh dann endlich wieder ein Biss, diesmal ein Wahoo der sich kampflos ergibt und rasch in unserer Wanne zum Ausbluten ist. Ein Meter lang, 5,5 kg schwer, Robert filetiert ihn am Heck und ich brauch fast den ganzen Vormittag um ihn weiter zu verarbeiten, inzwischen schiebt die Welle doch wieder beträchtlich und jede Aktion mit Topf, besonders mit heißer Flüssigkeit ist gefährlich. Wir lieben aber den Fischfond den wir ganz frisch aus den Resten kochen. Die Filets müssen getrocknet und im Kühlschrank verstaut werden, was zu viel ist wird eingeschweißt, eingekocht oder in Teriakisauce eingelegt. Ohne Gefrierschrank würde er sonst zu schnell verderben. So vergeht der Samstag recht rasch, am Nachmittag taucht ein Schiff hinter uns am Horizont auf, ein Segler, der gegen Abend dann aber wieder hinter der Scheibe verschwindet. Er wird wahrscheinlich ähnlich schnell sein wie wir und vielleicht Suwarrow, ein beliebtes nördliches Atoll der Cook Islands ansteuern. Sein AIS Signal haben wir nur einmal ganz kurz am Bildschirm gesehen, zu kurz um den Bootsnamen zu lesen. Am Abend erneut Wolkentürme die sich aber rasch wieder auflösen und auch kaum merklich mehr Wind geben, was uns eine ruhige Nacht beschert. Wache her außen ist schon recht kühl und um den Verklicker zu sehen sitzt oder liegt man auch nicht sonderlich bequem, in der Früh sind wir beide verspannt als hätte man uns geprügelt. Heuer sind wir noch keine so langen Strecken gesegelt, diese Art von Dauerbewegung und Anspannung muss der Körper erst wieder gewöhnen, noch haben wir ja einiges bis Neuseeland vor uns.
Unsere Bananen sind inzwischen reif geworden, so gibt es auch bei uns Bananenkuchen, im Müsli, gebacken und wie man sie sonst noch zubereiten kann, sogar zum Fisch gibt's die Kochbananen als Beilage.
1250 Meilen bis Neiafu, der Einklarierungsort in der Vavau Gruppe, das sind die nördlichen Inseln von Tonga, haben wir vor uns, zwei oder drei mögliche Stopps, welche jeweils nur bei stabilen und eher ruhigen Wetterbedingungen möglich sind. Wenn die Wettervorhersage stimmt stehen wir bei Palmerston das erste Mal in der Flaute, können dort also ruhig eine Boje angeln und uns das kleine Atoll ansehen. Die wenigen Einwohner (35) freuen sich über jeden Besuch und man darf scheinbar auch ohne in den Cook Islands einzuklarieren an Land.
Die Cook Inseln sind ein erst 1901 zusammengefasster Inselstaat, der sich über 1400 km Nord -Süd erstreckt. Insgesamt 15 Inseln mit 240 km2 Landfläche, die südlichen sind so ähnlich wie die Societys mit Berg und Riff rundherum, die nördliche Gruppe besteht aus Atollen. Palmerston liegt ziemlich genau in der Mitte und ist eines der wenigen Atolle der südlichen Gruppe. Und es liegt direkt am Weg nach Tonga, man würde sogar drüber fahren. Die Geschichte dieses Atolls ist auch interessant, denn irgendwie kaum vorstellbar warum ein Mensch das macht. 1863 hat sich der englische Zimmermann William Marsters mit zwei polynesischen Frauen hier niedergelassen und eine Familie gegründet. Man fragt sich wie und warum er überhaupt von England ans andere Ende der Welt gekommen ist und schön, dass man damals noch unbewohnte Inseln einfach in Besitz nehmen konnte. Wie man damals ohne jede Versorgung überleben konnte? Man darf es nicht mit heutigem Standard messen, zu dieser Zeit waren sie in England auch am Verhungern. Über die Jahre und Generationen haben sie sich auf 1000 Familienmitglieder vermehrt, wobei gerade mal 35 auf dem Atoll leben. Die meisten sind nach Neuseeland ausgewandert, was ja auch Sinn macht, denn hier ist die Versorgung genauso lausig wie in Pitcairn, alle paar Monate mal ein Versorgungsschiff, kein Flughafen und damit weitgehend auf Selbstversorgung angewiesen. Vorbeikommende Schiffe sind willkommen weil sie angeblich Tauschgeschäfte aller Art erwarten. Das Atoll hat jedoch keinen schiffbaren Pass, ein paar Bojen wurden im tiefen Wasser ausgelegt und werden von den Familien betreut. Letztes Jahr sind zwei hinter einander gebrochen, so ziemlich das Schlimmste was passieren kann wenn man gerade an Land ist, das Schiff treibt ungehindert Richtung West. Die Crew war damals glücklicherweise an Bord und konnte sich an einer anderen Boje über Nacht sichern.
Bis Palmerston sind es etwas über 600nm, fünf oder sechs Tage und trotz leichtem Wind kommen wir ganz gut voran. Leider schläft der Wind dann schon einen Tag früher ein, sodass wir uns über den Tag mit dem Gennaker abmühen und in der Nacht die Segel bergen und uns treiben lassen. Es schaukelt zwar noch recht heftig in der Restwelle aber man ruiniert sich wenigstens nicht die Segel beim ständigen hin und her schlagen. Ca. 100 Meilen vor Palmerston setzt dann ein starker Südwind ein der auch binnen einer Stunde mit zwei Meter Schwell daherkommt. Wir beginnen zu rechnen, die Flaute hat uns unseren Zeitplan durcheinander gebracht und, was noch schlimmer ist, wir würden mitten in der Nacht in Palmerston ankommen und dann eben bei diesem starken Wind an unsicheren Bojen im hohen Schwell hängen. Keine gute Aussicht und wahrscheinlich auch zu unsicher um an Land zu gehen, dafür lohnt sich ein Stopp nicht und wir segeln gegen 22 Uhr mit ausreichend Abstand am Atoll vorbei. Nicht mal ein Lichtschein ist zu sehen und Palmen ohnehin nicht. Damit haben wir gut gerefft und ruppig in hoher Welle gesegelt die Cook Inseln ausgelassen, hat nicht wollen sein, hier ist das Wetter ein bestimmender Faktor und unsere Zeit die wir noch bis Neuseeland haben ist nicht mehr so lange das man herum trödeln kann. Über 300nm sind es jetzt bis Niue und dann noch 240 nach Tonga.
Ein absolutes Highlight auf der Strecke wäre ein Besuch des Beverley Reefs, etwa 100nm südöstlich von Niue. Man liegt in einer Lagune, ohne Inseln, nur Riff mitten im Ozean und hat angeblich einen unglaublichen Fischreichtum bei glasklarem Wasser um sich. Ist aber nur was für absolut stabiles Wetter und das für ein paar Tage, sonst lohnt der Abstecher nicht. Die nächsten Grib files, verheißen nichts Gutes, nach einem Tag heftigem Wind in dem auch riesige Welle heran rollt, folgen zwei bis drei Tage mit wenig bis kein Wind, dann geht's wieder mit Südwind weiter, der, wenn es stimmt sogar mit 25 und mehr Knoten kommen wird.
Wenn uns der Wind nicht wieder ganz verlässt schaffen wir es in den drei Tagen bis Niue und sollten dort auch leidlich gut für diesen Wind geschützt sein. Auch dort hängt man an Bojen vor der Insel, Niue ist ein einziger großer Korallenstock und hat keine Buchten und Häfen. Als kleinster Staat der Welt (261m2) und mit einzigartig zerklüfteter Küste und ganz guter Infrastruktur sicher einen Besuch wert. Niue hat einen Flughafen und ist gut an Neuseeland angebunden, hat bescheidenen Tourismus und wenn der Wind nicht aus West kommt sollte man dort halbwegs sicher an den Bojen, die vom Yachtclub gewartet werden, hängen. Bequem ist es sicher nicht, denn jeglicher Schwell und den gibt es bei dieser Wettersituation sicher, schaukelt einem gewaltig herum. Jetzt sind wir mal auf dem Weg dorthin und schlimmsten falls müssen wir auch dort vorbei segeln um nicht in Schwierigkeiten zu kommen. Tonga ist dann aber sicher mal Halt, dort gibt es sogar eine Taifun sichere Werft und viele Buchten gut geschützt hinter Inseln und Riffen. Und um diese Jahreszeit sollten auch Wale mit ihren Jungen in den ruhigen Gewässern herum schwimmen. Würde schon gerne mal einen von der Nähe sehen.
In der Nacht bei bereits hoher See plötzlich ein lauter Knall und ein Ruck im Schiff, Robert ist auf Wache und ruft sofort, das Ruder und steht schon am Steuerstand und kuppelt den Windpilot aus. Ich bin gleich mal mit der Taschenlampe da und wir sehen, dass es das Ruder der Windsteueranlage nach hinten gekippt hat und auch unser Ruder ist weggeklappt, das Schiff lässt sich jetzt nur schwer steuern. Ich übernehme das Steuer und Robert klettert ans Heck um den Windpilot wieder zu justieren, dann tauscht er in der Backskiste die Berstscheibe der Hydraulik aus und pumpt das Ruder wieder in seine Position. Windpilot wieder eingehängt, Kurs eingestellt, fixiert und schon segeln wir weiter als ob nichts gewesen wäre. Trotzdem etwas beunruhigend was wir da gerade gerammt haben, gut, dass unser Schiff nicht mit dem Kiel hängen bleibt und sich dann noch das Ruder bricht, dann wären wir jetzt manövrierunfähig, nicht weit von Palmerston, man müsste wenigstens nicht endlos lange herumtreiben bis Hilfe kommt oder man sich irgendwie ein Notruder bauen kann.
Einzig blödes Detail dass wir gerade die letzte Berstscheibe verbraucht haben und man sich Notbehelfe aus Getränkedosen stanzen kann, die wir aber tatsächlich nicht an Bord haben. Keine einzige Dose, kein Bier, kein Cola, kein Tonic, vorbildlich nachhaltig haben wir das wenige Bier in Französisch Polynesien aus Pfandflaschen konsumiert und sonst trinken wir Wasser und Rum.
Täglich laden wir uns Grib Files mit aktuellen Wetterdaten runter und betrachten die Pfeile über der Karte auf der auch unsere Route als blaue Linie und unser Schiff als roter Punkt eingezeichnet sind. Irgendwie wird man aus diesen Fronten nicht recht schlau. Im Süden ist viel Wind und dort dreht er sich auch ständig und nimmt dabei zu und ab. In der Mitte vom Südpazifik zeigt sich hie und da mal ein stärkerer Wind, so bis 25 Knoten und soweit wir es jetzt beobachten immer nur für ein bis drei Tage. Dann nimmt er so rasch ab dass man schon wieder in die nächste Flaute hinein schlittert. Derzeit haben wir noch gnädige 10 Knoten Wind sodass wir gerade noch segeln können, die Segel stehen bei der Restwelle und dem immer noch fast zwei Meter hohen Schwell aus Süd nicht besonders gut, was die Fahrtgeschwindigkeit deutlich reduziert. Am Wochenende ist wieder so ein windiger Tag, Südost, was für Niue zum Stehen an der Boje akzeptabel ist, Westwind wäre ein Grund dort rasch abzulegen oder erst gar nicht hinzufahren. Die ganze nächste Woche nimmt der Wind dann wieder auf 15 Knoten und darunter ab, mit dem Wind sollten wir dann Tonga erreichen. Unsere Recherchen gehen wir jetzt gezielter an, wir notieren jetzt Koordinaten und tragen sie in die Karten ein, speichern Funkkanäle, Ansprechpartner usw. ab um es beim Ein- und Ausklarieren parat zu haben. So ist uns auch nicht entgangen, dass in Niue die Zeit wieder um eine Stunde vorgestellt wird, jetzt sind wir dann zwei Stunden vor Tahiti Time und dass in Tonga die Datumsgrenze überschritten wird. Irgendwo dazwischen wechseln wir jetzt von West nach Ost und bei der Gelegenheit verschwindet ein Tag. Wenn wir Freitag ankommen wollen müssen wir in Niue schon Dienstag wegsegeln, weil es ja dann in Tonga schon Mittwoch wäre und wir zwei Tage benötigen. So zeitlos kann man auf den Passagen hier nicht sein, denn jeder Landfall muss geplant sein und mit unserem Glück erwischen wir in Niue sowieso gerade ein Wochenende wo die Beamten nicht oder nur gegen extra Gebühren arbeiten werden.
Und wenn wir vor dem Wochenende in Tonga sein wollen wird es ohnehin sehr knapp.
Die nächsten zwei Tage begrüßen uns mit eindrucksvoller Morgenröte, kleine Wolken zieren den hellblauen Himmel, die Nacht ist sternenklar, in der Sonne ist es noch angenehm warm, sonst trägt man jetzt langärmlig. Es ist nach wie vor kaum Wind und mal mehr oder weniger Welle und Schwell, wir kommen mit vier Knoten so halbwegs voran, trotzdem hat man das Gefühl die Strecke zieht sich und will gar nicht enden. Jeder Winddreher muss jetzt ausgeglichen, die Segel danach getrimmt werden, denn in die falsche Richtung segeln wollen wir in dem Schneckentempo nicht. Immer wieder schläft der Wind fast vollkommen ein, gut, dass wir ab sechs Knoten uns zumindest noch bewegen, von segeln möchte ich da nicht mehr sprechen, wir schaukeln mit den Segeln in den Wellen und schaffen 2 oder mal 3 Meilen die Stunde. Da wäre man zu Fuß jetzt flotter, das nervt, weil man auch ständig was tun muss und sich nicht ausrasten kann. Ein Blick auf den Horizont, die Beobachtung einiger Seeschwalben die elegant um uns herum fliegen, die Ruhe, gibt es was Schöneres auf der Welt? Das Ganze mit bisschen mehr Wind, aber sonst kann man sich nicht beklagen.
24 Stunden vor Ankunft soll man sich in Niue anmelden, dafür sind Emailadressen und eine Funkfrequenz in den Handbüchern angegeben, beides funktioniert nicht, ist nicht weiter verwunderlich, wir haben selten das Glück dass jemand auf unsere Informationen reagiert. Nicht mal der Tower in Tahiti, bei dem wir uns auch ordnungsgemäß wegen der Flugschneise, welche wir gequert haben, gemeldet haben. Und wenn sich am Funk wer meldet ist es meist mühsam, die Kommunikation schlecht und alles, was man übermitteln will braucht mehrere Anläufe bis es richtig verstanden wurde- Roger, heißt es dann. Deswegen melden wir uns auch diesmal nicht beim polynesischen Netz- wenn wir den Netzkontroller gut hören, heißt das noch lange nicht dass er uns hört - "lesen kann" heißt es korrekt in der Funksprache- dann versucht irgend ein Schiff Relais zu machen, was bedeutet, dass die einem hören und alles notieren was man sagt und das dann weiter geben. Ist ein bisschen wie stille Post und damit am Ende kein Blödsinn rauskommt wird alles ständig wiederholt und bestätigt. Es geht dabei immer um die Position- wo sind wir gerade, wohin wollen wir, wie lange haben wir noch vor uns, wie schnell segeln wir und wie sind die Wetterverhältnisse. Bis alle Fehler korrigiert sind und die Meldung durch ist dauert es, wir sparen uns und den anderen das.
Erfreulich gut funktioniert diesmal das Pactormodem- wir können Emails schreiben und empfangen und den Wetterbericht laden. So erfahren wir mitten im Südpazifik dass unsere Versicherungsprämie eingezahlt werden sollte und zu Hause die Heizung kaputt ist, gut, dass die Jugend uns informiert und alles im Hintergrund organisiert - Danke, das ist eine große Hilfe.
Im Morgengrauen erscheint dann Niue im Grau des beginnenden Regens, noch ca. drei Stunden dann haben wir es geschafft.
Niue ist eine eigene Geschichte die schon beim Ansteuern spannend ist.