Martinique
Distanz Rodney Bay - St. Lucia nach Le Marin auf Martinique sind 24 Meilen, da wir wieder kreuzen müssen etwas mehr, dafür bleiben wir, so wie Bernd und Birgit von der Rebell uns empfohlen haben
gleich in St Anne. Ein netter Ort vor der Einfahrt in die große Bucht in der Le Marin mit dem riesen Ankerfeld, einer Marina und Werft ist. Einklarieren im kleinen Lokal Bou Bou am Computer ist
problemlos und kostet zwei Euro, der Kontrast von einem Tag auf den anderen könnte nicht größer sein. Wir sind in Frankreich, nicht nur politisch mit Euro als Zahlungsmittel, auch vom Feeling des
Ortes und der Menschen. Viel mehr weiße Bevölkerung, kleine Geschäfte, ein Bäcker mit Baguette und riesen Auswahl an Süßem, Supermärkte mit bekannten Lebensmittel, Bier und Wein und der Wirt
rennt herum, wie am Zeltfest. Wir bewegen uns aber immer noch in karibischer Langsamkeit und auch hier sitzen bevorzugt Schwarze herum oder schauen aus ihren Häusern dem Treiben zu. Alle sind
gepflegter, es gibt nicht mehr so viele massiv Übergewichtige, keine Boat Boys, kaum Bettler auf der Straße. Gleich am Steg in St Anne, wo man bequem mit dem Dingi an Land kann, treffen wir
Thomas und Inge von der SY Saga und Bernd und Birgit von der Rebell, auch das vermittelt ein Gefühl wieder zu Hause zu sein. Überhaupt ist Martinique ein Seglertreff, hier in der großen Bucht von
St Anne stehen, wir schätzen, 300 Schiffe, drinnen vor Le Marin dann locker doppelt so viele, sie verteilen sich gut, man hat vor St Anna nicht das Gefühl aufeinander zu picken, das Wasser ist
sauber und es ist ruhig am Ankerfeld. Sogar der Dingiverkehr, Ausflugsboote, Surfer, Skyter und was sonst noch am Wasser unterwegs ist, fällt kaum auf. Wir sitzen am Schiff und schauen auf
gepflegtes grün, auch Martinique ist dicht bewaldet, an der Küste stehen Palmen oder Mangroven und in den Gärten die hier üblichen Obstbäume und blühende Hibiskus und Bougevillen. Die ersten Tage
vergehen rasch, baden, mit dem SUP rumpaddeln, einkaufen gehen, Strandspaziergang und durch Kunsthandwerksgeschäfte flanieren. Wirklich toll, was die hier aus Naturmaterialien erzeugen, da wären
schon einige hübsche Bilder, bemalter Bambus, Lampen aus Fruchtschalen usw. die eine Wohnung oder ein Haus zieren würden dabei, wir können so etwas jetzt leider nicht mitnehmen, uns fehlt der
Platz.
Le Marin ist praktisch zum Einkaufen, sonst gefällt es uns nicht besonders, am Ankerfeld ist es deutlich enger, man kurvt herum und sucht wie samstags am Hoferparkplatz einen Stellplatz. Zu wenig Ort, bzw. ist das Zentrum etwas abseits am Hügel und die Yachtinfrastruktur erinnert an Industriegebiet, zum Glück brauchen wir sie im Moment nicht. Auch innerhalb Martiniques finden wir Kontraste auf engstem Raum. Zwischen St Anne und der großen Bucht von Le Marin gibt es, von Untiefen und Mangroven getrennt zwei Seitenbuchten in denen Bootsfracks, Aussteiger und Ruhesuchende liegen. Ca. zehn Schiffe, rundherum grün, nichts zu sehen von Ortschaften und dem Großaufgebot an Schiffen, vom Piratenschiff, welches auch hier in der Bucht steht, kommt sanfte Trommelmusik und Gesang einer schönen Frauenstimme herüber, man liegt absolut ruhig, keine Gelsen, man könnte länger bleiben.
Wir
müssen weiter, denn in den verbleibenden vier Tagen sollten wir bis nach Fort de France kommen, oder in eine Bucht dort in der Nähe. Joachim und Doris verlassen uns hier wieder und Josef, kommt
sonntags für ein paar Tage aus Antigua zu uns. Schon neugierig was er von seiner Atlantiküberfahrt erzählt, er ist mit einem V70 Rennboot in einem Monat von Monfalcone bis Antigua mitgesegelt. Ein
ganz anders segeln als wir es mit unserem schwimmenden zu Hause, hier in der Karibik leben.
Wir genießen noch schöne Segeltage, der Wind ist gut und die tägliche Strecken von 15 Meilen in ein paar Stunden zu bewältigen. Da bleibt genug Zeit zum Schnorcheln und den nächsten Ort
anzusehen. In Anse de Arlet beobachten wir Schildkröten, das ist immer wieder ein Erlebnis, der Ort ist klein mit vielen Tagestouristen, der Ankerplatz wieder etwas schwellig. Draußen am Meer
dann Anglerglück, eine Dorade und ein Baracuda, Delfine begleiten uns, fast perfekte Tage. Nur eine Fehlerkombination bringt uns etwas ins Schwitzen. Joachim bucht ein Quartier, sie sollten in
der Bucht Les Trois Ilets aussteigen, wir kreuzen den ganzen Nachmittag auf die Bucht zu, fahren rein, hier ist es voll mit Untiefen, dazwischen kann man fahren und ankern, irgendwie dann ein
Missverständnis und die Wassertiefe unter dem Schiff nimmt rasant ab, wir stehen, sind am Boden hängen geblieben, auf Grund gelaufen. Schock, jetzt unser Joker, Schwert raufziehen, das Ruder
klappt jetzt durch die Sicherung ohnehin rauf, wir haben jetzt nur noch 60 cm Tiefgang und gleiten vorsichtig über die flache Stelle zurück ins tiefe Wasser. Wie schön wenn zumindest ein Meter
Wasser unterm Schiff ist, alles drunter stresst. Kleinlaut schleichen wir dann auf den Ankerplatz, umringt von einigen ausgebrannten Schiffen und anderen maritimen Leichen, im Hintergrund ein
nobler Golfplatz, der schlammige Grund hält nicht besonders gut und stinkt zudem noch nach Lagune. Froh angekommen zu sein, dann die Frage an Joachim, wo denn jetzt ihr gebuchtes Quartier sei,
irgendwo hinter dem Golfplatz. Der besondere Joke, Google Maps entlarvt ihn, wir sind in der falschen Bucht, müssen auf die andere Seite dieser Halbinsel in die Anse a l`Ane, sicher nicht mehr
heute, eine Nacht bleiben wir jetzt hier, bei schönem Sonnenuntergang und Fischmenü. Walter und Caroline sind noch in der Nähe und wir vereinbaren ein Treffen in der Anse Mitan, ist etwas
nördlich der gesuchten Bucht, aber laut Walter besser zum Liegen, weniger Schwell, besserer Dingisteg, Felsen zum Schnorcheln und weil Doris und Joachim ohnehin ein Leihauto nehmen, ist die
Distanz auch kein Problem.
Idealerweise können wir Josef mit dem Leihauto vom Flughafen abholen und am Heimweg gleich für den Grillabend einkaufen. Großer Supermarkt und Auto heißt auch gleich mal Bier und Wein nachkaufen, unsere Vorräte aus Europa sind in den letzten Wochen endgültig vertilgt worden, in St. Lucia gab es schon nur mehr Piton Bier aus kleinen Flaschen, von denen gab es schon mehrere Sechsertragerl, immerhin so viele dass Robert die Werbe- T- Shirts einstreichen konnte.
Uns fällt es ja nicht mehr auf wie relaxt wir unsere Tage gestalten, wie wenig Terminstress wir haben, die Koordination von Abholen und Ausflügen geht noch leicht, besonders, wenn es nicht zu früh ist, Treffen um zehn, Ausflug in den Norden. Auch hier gibt es dichten Urwald und wie auf vielen Inseln Wege an den Bewässerungskanälen, so genannte Sklavenwege, einen davon gehen wir. Treffpunkt in Carbet, Joachim, ist so nett und läuft den Weg auch zurück um das Auto umzustellen, so können wir bequem Richtung Ort und Meer spazieren. St. Pierre und die Rumdestillerie mit wunderschönem Kolonialhaus am Fuße des Mt. Pelée mit Blick aufs Meer beinahe bei Sonnenuntergang, ein abschließendes Highlight des Inselnordens. Das Abendessen am Heimweg in Forte de France haben wir uns einfacher vorgestellt, die Stadt ist wie ausgestorben, um acht kaum ein offenes Lokal und die Qualität des Gewählten nicht überzeugend. Der Hafenbereich wird gerade neu gestaltet, also Baustelle statt Gehsteig, aber wahrscheinlich sind hier, wenn nicht gerade ein Kreuzfahrtschiff anlegt zu wenig Touristen, so nach dem Motto "für die paar brauch ma net aufsperrn oder an Koch bemühen".
Erleichtert uns die Entscheidung, morgen wird wieder an Bord gegrillt, ist gleich das Abschiedsessen von Doris und Joachim, die nochmals bei uns vorbei schauen. Wir genießen die Tage mit Josef am Schiff, am Donnerstag gehen dann auch seine Flüge und bei uns kehrt nach jetzt insgesamt viereinhalb Wochen mit Freunden erstmals wieder Zweisamkeit ein. Mal überlegen was der Alltag so braucht und neben den anstehenden Arbeiten auch rasten, Baden, Seglerfreunde treffen, Hannes, Lydia und Robin von der Blue Lilly rauschen in der Bucht ein, wir freuen uns auf die gemeinsamen Stunden. Vielleicht noch der eine oder andere Ausflug und vorbereiten, denn in 10 Tagen kommt die Jugend an Bord.
Martinique, eine schöne Insel, man fühlt sich, zumindest hier an der Westküste, so wie auf Urlaub in Südfrankreich, das Hinterland ist zumindest was die Vegetation betrifft sehr karibisch, die schwarze Bevölkerung bewohnt die weniger attraktive Ostküste, bis dorthin sind wir allerdings noch nicht gekommen. Der öffentliche Verkehr ist nicht so toll mit Kleinbussen organisiert wie zum Beispiel in St Lucia oder auf Barbados, Taxis schweineteuer und Leihautos teuer und auch nicht so easy zu bekommen. Martinique ist politisch ein Teil Frankreichs, finanziell abhängig und angeblich nach wie vor unter wenigen weißen Familienclans aufgeteilt.
Wie es der schwarzen Bevölkerung wirklich geht, ob es politische Spannungen gibt, bisher haben wir nichts gehört und erlebt, wir sind aber bisher quasi ganz normale Touristen und Tourismus ist überall ganz gut organisiert, so, dass man Probleme des Landes möglichst ausblendet.
Reisen hat viele Facetten, besonders in der Karibik scheint man als Segler, so wie in Europa, ein Tourist zu sein, es ist sicher und gut organisiert, oft ist man weit weg von Land und Leuten, beziehungsweise ist es der Aufwand so einer Reise ins Hinterland zu kommen und damit auch hinter die Kulissen zu schauen.
Möchte ich auf jeden Fall noch machen, wir haben ja noch viele Inseln vor uns und wollen uns auch überall ausreichend Zeit lassen, denn auch das ist eine unserer Erfahrungen, wenn du nicht einige Tage wo bleibst hast du ganz sicher nur die Fassade gesehen und vieles gefällt auf den ersten Blick nicht, entwickelt dann aber seinen Reiz.
Also auch weiterhin nicht allzu oft Neuigkeiten auf der Homepage, Leben in Langsamkeit, unaufgeregter Alltag, trotzdem immer wieder schöne Eindrücke, die wir gerne auf die Homepage stellen.