Reisetage

Die Ionischen Inseln sind wirklich ideal fürs Urlaubssegeln. Alle paar Meter, ist jetzt ein bisschen übertrieben, kann man wieder ankern, immer wieder auch anlegen, was wir aber tunlichst vermeiden. Gleich nach unserem „Stell dich ein“ bei den Nobelyachten vor Korfu haben wir einen exklusiven Ankerplatz vor ein paar Häusern am Ortsende von Benitses gewählt, das ist gerade mal 8 Meilen südlich von Korfu. Von dort aus sind zwei schöne Wanderungen in die Berge in unserem Wanderführer, eine davon wollen wir gehen. Die Hitze und die Distanzen, auch ein etwas lediertes Knie von Robert lassen uns wieder umdisponieren und uns das ganze per Mofa erkunden. Nur die Gipfelrunde mit den wirklich tollen Panoramablicken lassen wir uns nicht nehmen. Weil wir für so einen Tagesausflug unser Dingi nicht einfach so auf den Strand stellen wollen, schwimmen wir mit wasserdichten Säcken an Land, ziehen uns um und verstauen das nasse Zeug in den Säcken, am Abend umgekehrte Prozedur zurück zum Boot. Früher, bei unseren Urlauben mit der Shark, geliehen von Roberts Bruder Heinz, einem kleinen Sportboot, hatten wir gar kein Beiboot dabei und sind immer an Land geschwommen. Erinnerungen an frühere Urlaube, man fühlt sich gleich wieder einige Jahre jünger, auch mit dem Scooter ist man schon länger nicht mehr unterwegs gewesen. Gleichzeitig anstrengend und erholsam solche Tage. Wie immer wenn wir an Land sind wird auch gleich eingekauft, diesmal nicht viel, weil wir ja in Korfu einen Großeinkauf getätigt haben und so eigentlich alles vorhanden ist. Wir sind nur auf der Suche nach einem weiteren Aufladekontingent für unsere Internetwertkarte, bekommen auch einen Bon mit Code, der aber, wie sich später herausstellt, nur für Telefonwertkarten geht. Lehrgeld, wenn man sich sprachlich nicht so ganz einwandfrei austauschen kann, freundlich war sie die Verkäuferin, aber leider hat sie uns das falsche ausgedruckt. Und abends wird überlegt was wir kochen, nur manchmal reizt es uns und wir gehen essen oder auch nur nach dem Abendessen an Land bummeln und auf einen Retsina. Da am Nachmittag immer Wind aufkommt, nutzen wir diese Stunden um die nächsten paar Meilen zu segeln. Next stop Petriti, ein Fischerhafen mit großer Ankerfläche davor, auch wieder mit vielen Booten, nette Tavernen, die wir auch bis spät in die Nacht genießen. Alle paar Meilen zum Anlegen gilt jetzt am Südzipfel von Korfu nicht ganz, hier gibt es die ersten ausgedehnteren Badestrände und kleinere nettere Orte mit Apartments und so, zumindest springt einem kein großes Hotel ins Auge. Um Korfu Stadt herum gab es riesige Hotels, die aber aufgrund der gleich hinter der Küstenstraße steil aufragenden Berge am Hang kleben und teilweise Aufzüge zur kleinen Badeplattform am Meer haben. Badestrände gibt es da, wenn überhaupt nur ganz winzige. So ein paar verlorene Schirme, wie war das nur in Italien wo sich kilometerlange Strände voll mit Schirmen aneinander reihten. Küsten sind so unterschiedlich und vom Meer aus hat man sie gut im Blick, wir sind aber auf unserer schwimmenden Insel glücklich und froh uns weder für die einen, noch für die anderen Orte und Strände entscheiden zu müssen. Reisen mit dem Boot ist vielleicht auch die beste Art sich vor dieser Entscheidung wo möchte ich sein und wo möchte ich bleiben fern zu halten, denn es ist ohnehin klar, es geht wieder weiter, auch wenn es Plätze gibt, die einem wirklich gut gefallen. Und wir sind beide keine Strandhocker, egal wie groß der Strand auch ist und wie viel da geboten wird, wir würden uns auch an Land eher die abgelegeneren, einsameren Orte suchen. Im Hinterland, in den kleinen Ortschaften oder auch dazwischen gab es wunderschön renovierte Häuser, teilweise auch zu mieten, die meisten mit Swimmingpool, weil das Meer ja einige Kilometer weg ist, die einen sehr netten Eindruck machen. Das Ambiente erinnert ein bisschen an die toskanischen Villen auf den Hügeln mit Ausblick über die Landschaft, immer ein angenehmer Luftzug, den wir am Boot auch so genießen. Also hier würde es uns schon eher hinziehen, übrigens Häuserannoncen, von solchen Prachtstücken, weisen schon unerschwingliche Preise aus, da könnte man sich gleich in Grinzing oder sonst wo nobel ein Apartment nehmen. Günstig wären da nur die kleinen Hinterholz 8 Häuser zu bekommen, da kann man dann Herz und Seele dran abarbeiten. Vielleicht gelingt das in Griechenland besser als in Hinterholz, aber erstrebenswert ist das auch nicht.

Vorbei an der Südspitze von Korfu nach Paxos, hier ist uns die Lakkabucht empfohlen worden, ein Traum, den man mit bis zu 50 anderen Träumern und Genießern teilen muss. Die gesamte Bucht mit weißem Sand, 4 m tief, türkisblaues Wasser, Karibikflair, trotz der vielen Boote ruhig, beschaulich und sauber. Auch der kleine Ort einladend, wir bleiben drei Tage und genießen die Bucht und eine Inselwanderung. Robert bremst mich immer etwas ein, denn ich neige zu extremeren Touren. Diesmal sind wir über die ganze Insel gewandert, die eindrucksvollen Klippen im Westen, Orte im Inselinneren, der Hafen Gaios, ein Naturhafen hinter einer vorgelagerten Insel, sehr reizvoll. Zurück sind wir dann mit dem öffentlichen Bus gefahren, der Mittags um halb zwei voll war mit Einheimischen und Touristen und auf seiner Strecke noch fast alle entlegenen Orte angefahren ist. Dabei hat der Bus, eher älteren Baujahres, sich in engen Kurven über die Straße weit raus gelehnt und im Hafen hatte man den Eindruck mit einem Rad schon im Wasser zu sein, man muss schon Vertrauen in die Technik und den Fahrer haben, sonst würde man eher wieder zu Fuß den Heimweg antreten. Paxos haben wir fast bis in den letzten Winkel erkundet, ist eine überschaubare, sehr gemütliche Insel, größtenteils mit Olivenbäumen bewachsen, wobei die so auf den Hängen verteilt sind und drunter haufenweise Gestrüpp und Dornen, dass ich mir schwer vorstellen kann, wie man da im Herbst die Oliven erntet. Um unter den Bäumen Netze auszubringen, müsste man sich zeitweise anseilen. Vielleicht erleben wir ja heuer die Olivenernte in Griechenland und meine Fragen werden beantwortet.

Reisetage bedeuten für uns auch immer wieder Segeltage, neue Orte anfahren, dort verweilen und wenn irgendwie möglich Landausflüge zu unternehmen. Damit werden wir weder land- noch seekrank, wenn man nämlich lange keinen festen Boden unter den Füßen hat, schwankt alles wenn man Land betritt, dabei kann einem schon leicht übel werden. Hier, bei so kurzen Distanzen, ständiger Abwechslung und auch wenig Welle ist das alles kein Thema, auch dass ein weiterer Pluspunkt zu diesem Traumsegelrevier. Könnte aus einer Werbung sein, hier lässt sich's Leben, chillen und so.

Auf Paxos und Antipaxos gibt es noch einige Ankerbuchten, die aber alle eher für Badestopps gedacht sind, bei stärkeren Winden nicht sicher genug, die nächsten sicheren Buchten liegen wieder am Festland und bei gutem Wind, der auch ideal für uns weht, wird gesegelt, so nehmen wir eine größere Distanz gleich nach Preveza im Ambrackischen Golf. Diesen Ort wollten wir eigentlich gar nicht anfahren, weil unattraktiv beschrieben, doch sicher zum Ankern und auch Einklarierungshafen, den wir ja für unsere ausständigen Zollpapiere noch brauchen, passt er jetzt gut in unsere Reise hinein. Damit ist das Programm für den nächsten Tag auch schon bestimmt. Gleich in der Früh in den Ort zum Hafenamt, von dort zur Finanz, 30 Euro löhnen, mit dem Formular wieder zum Hafenamt, dazwischen noch ein in griechisch übersetztes Schreiben von der Versicherung besorgen, dank Internet kein Problem. Mit allen Stempeln sind wir jetzt für ein Jahr auch offiziell willkommen in Griechenland. Ein gutes Gefühl die Bürokratie bezwungen zu haben, jetzt können sie uns auch kontrollieren, wenn sie wollen, wir haben alle Papiere! Und zuletzt noch unser Internetreload, welches wir ja mit dem letzten Bon vergeigt haben. Bis wir zurück am Boot sind ist es Nachmittag, verschwitzt und müde gleich mal ins Wasser, rasten und bei gutem Wind später noch weiter in eine schönere Bucht. Das Hafenhandbuch liegt ohnehin aufgeschlagen im Salon, die Seekarte am Laptop ist auch offen, ein kleiner Abstecher in den Golf. Ein Binnenmeer mit 35km Länge und einigen Kilometer Breite, teilweise bis 60 m tief, am Ostufer als Lagune versandet, ein Biotop mit Delphinen, Pelikanen und vielen Fischzuchtanlagen, aber wirklich noch sehr naturbelassen, einen Abstecher wert.

Wir nehmen eine Bucht bei Vonitsa, zweimal ums Eck von Preveza und man hat wirklich das Gefühl weit Weg zu sein, ein Abend unbeschreiblich ruhig, einzigartig, die Stimmung weckt Erinnerungen an China. Wegen der Brücke, der Insel und der Bergkulisse, die im Abendlicht wie gemalt ausschauen, ein Sonnenuntergang, der erst um halbneun beginnt und sich so richtig Zeit lässt bis alle Rottöne durchgespielt sind und die Lichter vom Ort und der Mond die Szene übernehmen. Ein seltsamer Ort, in dem wir noch in der Dämmerung eine Herde Kühe über einen Hang spazieren sehen, wo man eher Schafe erwarten würde. Nachdem man in der Landschaft keine Weiden ausnehmen kann, fragt man sich wo die hin marschieren. Wo sie herkommen klärt sich am nächsten Tag, alle Kühe liegen am Strand, in der flach auslaufenden Lagune, die Badegäste vom Ort liegen gut getrennt von den Kühen auf der anderen Seite der Brücke, wahrscheinlich bemerken viele gar nichts von den netten Strandnachbarn, die übrigens auch beherzt ihre Fladen in das Flachwasser absetzten. Fetzten schwimmen dann vereinzelt in der Bucht herum. Natur pur, Alm live, Binnensee mit deutlich wärmerem Wasser, hoffentlich nicht nur wegen der Kühe, na eben sonderbar. Der Rhythmus von Segeln, Landausflügen, Rasttagen beginnt sich langsam einzustellen, Segeltage, die Zeiten in denen wir fahren machen wir sehr vom Wind abhängig, auch die Ankerplätze müssen nach dem Wind gewählt werden, nur so liegt man sicher und kann ruhig schlafen. Der Kanal von Lefkas zum Beispiel ist für einen Tag mit wenig Wind ideal, Sonntag ist es soweit und wir nehmen die Durchfahrt durch die eigens für die Schiffe aufgeklappte Brücke. Life ist alles anders als in den Handbüchern. Die Brücke öffnet nicht stündlich, sondern, man weiß es nicht und der Brückenwart gibt auch keine Auskunft am Funk. Also warten wir mit immer mehr anderen Yachten im Einfahrtsbereich vor der Festung. Wenn plötzlich Bewegung ins Feld kommt scheint die Brücke auf zu gehen und die ersten entgegenkommenden Schiffe bestätigen, dass es jetzt so weit ist. Im Gänsemarsch reihen sich die Boote hinter einander und fahren durch den Kanal von Levkas. Der Brückenwart gestikuliert, dass wir uns beeilen sollen, am Damm neben der Wasserstraße bilden sich schon Autoschlangen, irgendwer muss immer warten, für uns waren es eineinhalb Stunden, die, weil wir es nicht eilig haben uns Zeit zum beobachten ließen. Anlegen in der Stadt Levkas wäre kein Problem, da gibt es genug Plätze am Stadtkai, der nahtlos in den Damm übergeht und eine große Marina gibt es auch. Doch Kaiplätze sind immer sehr unruhig, staubig und laut, wir entschließen uns den Kanal gleich bis zum Ende zu fahren und dahinter vor Lygia zu ankern. Ausgiebig baden, abends gut essen in der Taverne am kleinen Hafen und für nächsten Tag wieder einen Landausflug vorbereiten. Die Räder müssen an Land, denn nur so können wir den Ort Levkas, der von hier etwa vier Kilometer entfernt ist, gut erreichen. Nach kurzen Unstimmigkeiten, wie die Räder am besten an Land kommen, nehmen wir die Variante Sondertransport mit dem Beiboot. Hinaus werden die Räder noch einzeln geschippert, zurück haben wir schon beide aufgeladen und sind mit Sack und Pack zum Schiff. Und so ist jeder Landausflug für sich wieder eine neue Herausforderung, so schnell scheint es nicht Gewohnheit oder Alltag mit dem Hang zur Belanglosigkeit und Langeweile zu werden.