Ankerplätze und Marinas
In Griechenland angekommen, zuerst die Diapontischen Inseln, jetzt Korfu. Eine Nacht in der Marina Gouvia haben wir uns gegönnt da hier erstens das Einklarieren problemlos geht, wir Wasser nachfüllen, mit den Fahrrädern nach Korfu Stadt fahren und dabei auch gleich in größeren Supermärkten einkaufen können. Alles gestern und heute Vormittag erledigt. Auch eine griechische Internetwertkarte haben wir in der Stadt gekauft und heute mit Mühe freigeschaltet. Der Kauf war auch nicht so einfach, braucht man um eine Wertkarte zu erstehen einen Reisepass, den wir natürlich nicht mit hatten, obwohl uns Christine das extra aufgeschrieben hatte. Aber wenn wir in der Hitze alles zusammenpacken und aufbrechen geht manchmal was unter. Wir schauen einigermaßen verzweifelt, müssen wir jetzt extra wieder zurück zur Marina radeln und nochmals kommen? Zum Glück gibt es die Möglichkeit abends eine Kopie zu faxen oder ein Foto zu mailen, was wir dank wifi in der Marina auch schafften. Mein Lachen konnte ich kaum zurückhalten als der Verkäufer Robert nach den Vornamen des Vaters und dann der Mutter fragte und die Angaben in dieser Kombination überhaupt keinen Sinn ergeben. Aber Bürokratie muss auch keinen Sinn haben, dient sie scheinbar hauptsächlich der Beschäftigung und Datensammlung. Vielleicht fängt ja irgendwer mit den Vornamen mal was an.
Korfu Stadt ist sehr schön, auch wenn die engen Gassen voll sind mit Geschäften in denen man "Gifts" kaufen kann, hier sind alle auf englisch sprechende Touristen eingestellt, einige Orte hier sind fest in britischer Hand. Aller möglicher Krimskrams, nett zum Anschauen, aber auch viel Leder, Kleidung und durchwegs brauchbare Dinge. Wir haben uns mit Souvlakigewürz eingedeckt, schließlich wollen wir auch hin und wieder griechisch kochen. Und von der Stadt aus kann man natürlich auch wieder gut aufs Meer rundherum schauen. Sich einen Überblick verschaffen gehört zu den wichtigen Dingen auf allen Landausflügen. Zwei Yachthäfen liegen um den Felsvorsprung Sidero und in der südlichen Bucht der Stadt liegen auch wieder einige Yachten vor Anker. Das wäre doch für morgen Nacht ein guter Platz, es sind Winde aus Nordwest angesagt, gut geschützt, viel Platz, sechs Meter Wassertiefe, dort wollen wir morgen hin.
Marinas sind so gar nicht unseres, liegt man so eingepfercht zwischen den Anderen, diesmal zwei französische Boote, meist in dreckigem Wasser und hat ziemlich weit zu den Toilettanlagen, die auch hier eher mäßig sind. Die neuen Waschanlagen waren dann sauber und komfortabel, in der anderen Richtung von unserem Boot, wesentlich näher, wir haben zuerst natürlich die alten erwischt. Hier stehen in etwa 1000 Boote aller Größen und Nationalitäten, die Marina ist so groß, dass es sogar einen eigenen Shuttleservice zum Zentrum der Marina, zu den Lokalen und zum Swimmingpool gibt. Trotzdem flanieren abends viele den Steg entlang und schauen mehr oder weniger unauffällig rüber zu uns aufs Boot. Bootsightseeing tun wir ja auch, unauffällig, schließlich ist man ja neugierig welche Bootstypen da so gefahren werden und wie sie ausgerüstet sind. Größen werden verglichen, wobei uns die ganz Kleinen, die schon weit gereist sind am meisten interessieren, denn das ist Seemannschaft, umso größer das Boot, desto leichter und sicherer ist es zu fahren. Wir liegen mit unserem Boot jetzt so dazwischen, nicht bei den Großen aber auch nicht bei den Kleinen. Insgesamt sind die Yachten in den letzten Jahren größer und komfortabler geworden, mit mehr Technik, die auch gewartet gehört, davon kann Robert ein Lied singen, aber auf jeden Fall weiß man heutzutage immer wo man ist, hat gute Karten und regelmäßig Wetterberichte. Ich denke oft darüber nach, wie sich die Mannschaften früher auf den Entdeckungsreisen gefühlt haben müssen, kein Komfort, eher Überlebenskampf und eigentlich hat ja niemand gewusst wo und ob man überhaupt ankommt. „Und dann ging täglich einer über Bord“, klingt nach dahinsiechen und dahinsterben, da müssen viele losgefahren sein damit zum Schluss ein paar übrig bleiben, wir wären da ja in zwei Tagen fertig. Aber auch die ersten Weltumsegler beschreiben in ihren Büchern noch das Segeln mit mehr oder weniger guten Karten und Sextant zum navigieren. Ist jetzt gerade mal als Backup mit, das Leben wird immer bequemer aber auch abhängiger, überall, auch auf See.
Und dann interessieren uns auch die Nationalitäten, wir haben sogar ein Flaggensuchprogramm bei den Favoriten gespeichert um bei sehr ausgefallenen recherchieren zu können. Da war mal eine persische Flagge dabei, oder Südafrika, Montenegro usw., viele Flaggen kennen wir schon. Ein Eignerschiff erkennt man daran, dass es die Flagge aus dem Herkunftsland, oder dort wo es halt versteuert wurde, oder eben nicht wie zum Beispiel in British Vergin Island, am Heck angeschlagen hat. Aus British Vergin Island sind nämlich fast alle Nobelyachten her, steuerschonend gekauft nennt man das, Steuern zahlen eh wir, da braucht's das Bisserl was da anfallen würde ja gar nicht. Und genau die drängen sich dann auch beim Einfahren in die Marina vor, echt unsympathisch. Die Marina ist uns wirklich zu groß, preislich auch eher kroatisch, also bleiben wir genau die eine Nacht die wir benötigen und dann raus und auf den nächsten Ankerplatz. Der Wind ist erst für den Nachmittag bis Abend angesagt, daher ankern wir vorerst vor der Insel Vidos, Blick auf Korfustadt mit riesigen Kreuzfahrtschiffen und allerhand Schiffsverkehr, aber schönes sauberes Wasser vor grüner Insel, herrlich zum Schwimmen und dann, Wind kommt auf, von einer Minute auf die andere, wie wenn jemand einen Schalter umgelegt hätte und wie vorhergesagt von Nordwest. Jetzt ist es soweit, ab in die Ankerbucht südlich der Stadt. Nur mit Genua fünf Knoten Fahrt, zwei Meilen sind schnell gesegelt, trotzdem alle Geräte sind an, auch unser AIS, das automatische Identifikationssystem aller großen Yachten und der Berufsschiffsfahrt, wir wollen ja schließlich keinen der Großen übersehen denen wir nicht in die Quere kommen sollten, weil sie uns sonst über den Haufen fahren. Wirklich unfassbar, der ganze Bildschirm ist voll von AIS Schiffen, unsere Bucht auch, dort liegen sichtlich einige vor Anker. Um das Huck herum dann der Anblick- alle nobligen Motoryachten scheinen sich hier versammelt zu haben. Da steht die Luna, gehört angeblich einem Regisseur, die Le Grand Bleu, eines der größten Motoryachten weltweit, von Roman Abramowitsch mit drei Tenderschiffen, große schnittige Beiboote, so wie unser Dingi, nur halt viel größer so mit 250 PS oder mehr drauf, mit denen fährt man dann vom Boot zum Land, oder auch stundenlang ums Mutterschiff herum. Auch die kleinen Tender senden alle AIS Signale aus und überfüllen so unseren Bildschirm. Was uns am meisten fasziniert, man traut seinen Augen kaum, auf der großen Blauen ist ein Motorboot und ein Segelboot unserer Größe drauf verstaut, mit einem Kran zum rein heben, so wie wir unser Beiboot mitführen, braucht man halt wenn man so ein bisschen durch die Weltmeere fährt. In der Bucht stehen auch noch weitere Big Boats, auch riesige Segelyachten und Katamarane wie die Neptun, Panthera, Pride of Afrika, Cakewalk, Bandito, Amante, und wie sie alle heißen. Ein eindrucksvoller Anblick, wir beobachten eifriges Personal auf den Schiffen und sind froh deutlich anders zu sein. Scherzen auch, dass die sich untereinander jetzt messen und einige werden wieder mit ihren Komplexen konfrontiert werden, kurbelt die Wirtschaft an, wenn sie sich das nächst größere Schifferl kaufen um nächstes Jahr wieder auftrumpfen zu können. Man trifft sich ja wieder in dieser oder einer anderen Bucht oder sonst auf wichtigen Events. Eigene Welt und hier am Ankerplatz so nah, quasi Nachbarn, sind sie normalerweise ja nicht. Die kennen Scheibbs wahrscheinlich gar nicht. Ein buntes Bild genug zum schauen, wahrscheinlich für alle, jeder beobachtet jeden und auch wir sind immer wieder was Besonderes, einerseits weil wir eine ALUBAT OVNI fahren, ein französisches Aluminiumboot mit Hubkiel, gibt es nur in beschränkter Stückzahl, und andererseits weil wir Österreicher sind. Wir sehen auch nur selten Landsleute, Österreich ist hier ein Minderheitenprogramm. Deutsche sieht man wesentlich mehr, haben meist auch eine überdimensionale Flagge hinten drauf, schleifen sie fast im Wasser hinterher, auch so eine Frage wie man Wichtigkeit präsentiert. Und wenn dann die Touristenboote durch die Bucht fahren wird eifrig fotografiert, da sind wir sicher schon auf vielen Urlaubsfotos drauf, jetzt halt nur als Vordergrund und Größenvergleich zu den tollen hinter uns, sehr amüsant.
So richtig bunt wird's erst als Laser und Optimisten, beides kleine Jollen, Optimisten werden von Kleinkindern gesegelt, aus dem Sporthafen zu einer Regatta zwischen den großen auf die Fläche kommen. Zwei Stunden zischen die Kleinen hin und her, kleine weiße Punkte vor überdimensional großem Hintergrund, dann alle wieder zurück nach Hause und Ruhe kehrt ein am Ankerplatz. Der Wind weht konstant, die Sonne geht langsam unter, gibt noch einen schönen Sonnenuntergang über der Stadt. Noch ein Programmpunkt heute als Abschluss eines normalen, erlebnisreichen Tages. Ankern, so wie es uns gefällt, denn wenn genug Platz ist und man geschützt im Lee einer Insel liegt, können Groß und Klein sicher die Nacht verbringen.
Sind erst ein paar Tage in Griechenland unterwegs, bisher unsere Hitliste: große Bucht, wenig Boote, kleiner, gemütlicher Ort an Land, kleine Bucht alleine, haben wir noch nicht gefunden, große Bucht mit Hotel oder Stadt im Hintergrund aber wenn geht immer mit sauberem Wasser, man möchte ja schließlich schwimmen gehen und zuletzt, wenn`s gar nicht anders geht Marinas. Und so tingeln wir weiter südwärts durch die Ionischen Inseln und weil wir hier jede Nacht ankern oder anlegen und etwa zwei Tage an einem Ort bleiben, wird es weitere 15 oder 20 solcher Orte geben bis wir Kalamata erreicht haben. Manche werden es wert sein erwähnt zu werden, manche werden so durchschnittlich sein, dass wir, wenn sie einige Tage in unserem Kielwasser sind uns auch nicht mehr an sie erinnern. Oft lässt es sich gar nicht richtig fassen was es ausmacht, das Orte oder Begebenheiten zu etwas Besonderem werden, auf jeden Fall wenn sie uns berühren, beeindrucken und sich in unseren Gedanken wiederfinden und als Bilder und Emotionen in unserem Kopf bleiben. Und so kommen sie auch zu Papier oder besser auf die Homepage, Momentaufnahmen, die sich irgendwie verfangen haben.